Was intelligente Lichtlösungen in Gebäuden im Kampf gegen die Corona-Pandemie leisten können.
Sechs Uhr morgens, ein Bus hält vor dem OSRAM-Werk im bulgarischen Plovdiv. Mitarbeiter der Frühschicht steigen aus. Im Eingangsbereich hat sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Seit Beginn der Corona-Pandemie vor einigen Monaten brauchen die Mitarbeiter morgens ein bisschen länger, um in das Werk zu gelangen. Ein Display neben der Eingangstür signalisiert ihnen, wann sie eintreten können: Es ist eine von vielen Präventionsmaßnahmen im Kampf gegen Covid-19, in diesem Fall eine mit direktem Bezug zu den im Werk hergestellten Produkten: intelligente Gebäudetechnik mit Licht.
Vor Wärme warnen
„Jeder Mensch strahlt Wärme aus. Infrarot-Array-Sensoren erkennen diese und erfassen damit die Personenanzahl innerhalb eines Bereiches. Das machen wir uns in Plovdiv zunutze, um vor zu vielen Menschen auf engem Raum zu warnen und so das Ansteckungsrisiko zu minimieren“, erklärt Markus Jung, Teamleiter Softwareentwicklung bei OSRAM Connected Building Applications. „Erkennt der Sensor zu viele Personen, werden die Mitarbeiter über ein Display neben der Eingangstür informiert. Durch die grüne oder rote Signalfarbe sehen sie auf einen Blick, ob sie weitergehen können oder warten müssen.“
Dieses Ampelsystem sorgt in Plovdiv dafür, dass die Mitarbeiter den Sicherheitsabstand zu den Kollegen in engen Räumen wie Umkleidekabinen oder dem Eingangsbereich einhalten können. Für einen Raum bis zu 20 Quadratmeter reicht dafür ein Infrarot-Array-Sensor. Dieser meldet die erfassten Wärmequellen an die Cloud, wo die Daten verarbeitet und als Informationen an das Display gesendet werden.
Neue Aufgaben für die vorhandene Technik
Die Lösung basiert auf der Cloud-Plattform „SiteWorx“, welche die OSRAM-Tochter Digital Lumens seit Jahren erfolgreich zur Verbesserung von Betriebsabläufen einsetzt. Diese nimmt Daten von Sensoren auf, die entweder an der Decke angebracht oder direkt in die Deckenbeleuchtung integriert sind. „Die Deckenbeleuchtung ist eine ideale Netzinfrastruktur für die Integration von Sensoren, da sie überall dort gleichmäßig vorhanden ist, wo sich Personen aufhalten“, erklärt Jung.
„Der Schritt, die vorhandene Technik auch als Sicherheitsmaßnahme in Corona-Zeiten anzuwenden, war naheliegend“, sagt Jan-Philipp Kittler, Business Development Experte bei Digital Lumens. „Ob Personenaufkommen oder Bewegungsabläufe – die anonymisierten Daten sind für die Betriebsleitung dank der graphischen Darstellung in der Webapplikation leicht auszuwerten.“ Dank Echtzeitübertragung können Mitarbeiter zudem bei einem zu hohen Personenaufkommen sofort gewarnt werden – wie mit der Display-Lösung in Plovdiv.
Bluetooth als Begleiter
In Produktions- oder Montagehallen kommt die intelligente Präsenzerfassung mit Infrarotsensoren durch die Wärmestrahlung von Arbeitsgeräten an ihre Grenzen. Dort setzt Digital Lumens auf ein ähnliches Prinzip, aber mit einer anderen bewährten Technologie: Bluetooth. „In Werkshallen können wir das Mitarbeiteraufkommen durch den Einsatz sogenannter Beacons ermitteln“, führt Jung aus. „Diese Bluetooth-Sender in der Größe einer Ein-Euro-Münze können beispielsweise in die Mitarbeiterausweise integriert werden.“
Die Beacons senden Signale an Bluetooth-Empfänger an der Decke. Diese können an vorhandenen Leuchten befestigt oder in solche mit entsprechendem Einsteckmodul integriert werden. Mit einer Reichweite von bis zu 30 Metern können sie auch große Räume abdecken. Ein Gateway führt die Informationen dann zusammen und gibt sie an SiteWorx weiter, wo die Bewegungsabläufe der Mitarbeiter anonymisiert ausgewertet werden.
„Die Lösung unterstützt dabei Sicherheitsmaßnahmen in Gebäuden: So ermöglicht sie beispielsweise das sogenannte Geofencing, durch welches sensible Produktionsbereiche geschützt werden“, sagt Jung. „Dabei meldet SiteWorx, wenn unbefugte Personen diese Bereiche betreten. Mit der Aufzeichnung der Personendichte in Räumen dient die Lösung nun auch der Corona-Prävention.“
Unnötige Wege vermeiden
OSRAM setzt die Bluetooth-Technologie in seinen Werken in Plovdiv und Herbrechtingen bereits zum Erfassen von Transportwagen ein. Die mobilen Metallboxen zum Transport der Werksprodukte sind mit Beacons ausgestattet, die ihren Standort an die Bluetooth-Empfänger in der Decke funken. Die Informationen sind über die Webapplikation für jeden Mitarbeiter abrufbar. „Sie zeigt den Mitarbeitern die genauen Standortdaten der Transportbox und spart ihnen so unnötige Wege“, führt Kittler aus. „Neben der Zeitersparnis sind die vermiedenen Wege gerade in Zeiten von Corona ein positiver Nebeneffekt.“
Ob überfüllte Büros und Fabriken oder unnötige Wege – mit der Software Suite SiteWorx können die Werksverantwortlichen datengestützte Entscheidungen treffen und Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter ergreifen. Kittler fasst es so zusammen: „Unsere intelligenten Gebäudelösungen zur Präsenzerfassung helfen, den Arbeitsalltag für Mitarbeiter effizienter zu gestalten. Und in Zeiten von Corona geben sie ihnen zusätzliche Sicherheit.“